Projekte
MultiVersity – Multilingualism in University and Everyday Life Worldwide
Mehrsprachigkeit prägt den Alltag vieler Menschen weltweit, sei es im familiären Umfeld, in sozialen Interaktionen oder beim Medienkonsum. Während bekannt ist, dass mehrsprachige Praktiken allgegenwärtig sind, ist noch weitgehend unbeleuchtet, inwiefern sich diese Praktiken im Hochschulkontext widerspiegeln. Der Umgang der Studierenden mit ihrer eigenen Mehrsprachigkeit und der Mehrsprachigkeit in der universitären Lehre, insbesondere im Sprachunterricht, ist noch wenig erforscht.
Das Projekt MultiVersity untersucht, wie Studierende weltweit mit Mehrsprachigkeit umgehen - sowohl in ihrem Alltag als auch im akademischen Kontext. Es wird untersucht, ob alltägliche Handlungen wie Musikhören oder Podcasten, Interaktionen mit Gleichaltrigen, der Konsum audiovisueller Medien, das Verfassen wissenschaftlicher Texte usw. international eher einsprachig oder eher mehrsprachig ausgeführt werden. Ebenso wichtig ist die Frage, welche Einstellungen sie zur Mehrsprachigkeit haben, sei es als persönliche Ressource oder als Teil ihres Sprachlernprozesses.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle von Mehrsprachigkeit im universitären Sprachunterricht. Wie erleben Studierende mehrsprachige Lehr- und Lernkontexte? Wie mehrsprachig oder einsprachig darf der Sprachunterricht sein? Und wie erleben sie es, wenn in einer Sprache unterrichtet wird, während andere Sprachen parallel verwendet werden?
Um möglichst viele Perspektiven einzufangen, wurde ein Fragebogen in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt - darunter Arabisch, Chinesisch, Kroatisch, Tschechisch, Niederländisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Ungarisch, Indonesisch, Italienisch, Malaiisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch, Tamil, Türkisch und Ukrainisch - und international verteilt.
Die Ergebnisse dieser Studie werden wertvolle Einblicke in die mehrsprachigen Praktiken und Einstellungen von Studierenden weltweit liefern. Dies kann dazu beitragen, die Lehrmethoden an Hochschulen weiterzuentwickeln und die Lehrpläne an die tatsächlichen sprachlichen Bedürfnisse und Potenziale der Studierenden anzupassen.
Projektbeteiligte:
Dr. Marco Triulzi, Ludwig-Maximilians-Universität München
Dr. Stefanie Bredthauer, Universität zu Köln
Stefanie Helbert, Universiti Malaya
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PluriPodS - Plurilinguismo in Podcasting für den Sprachunterricht
https://www.uni-due.de/daz-daf/pluripods.php
In der Sprachförderung wird spätestens seit dem multilingual turn zunehmend versucht, mehrsprachige Ansätze zu integrieren, die den fluiden und hybriden Gebrauch des gesamtsprachlichen Repertoires der Lernenden berücksichtigen. Dazu gehört auch das Konzept des Pedagogical Translanguaging, das darauf abzielt, die mehrsprachigen Kompetenzen der Lernenden systematisch zu nutzen und zu fördern. Ein Beispiel für die praktische Anwendung dieses Ansatzes ist in dem Podcast-Projekt "Überall Konfetti - Il podcast italo-tedesco che non ti aspetti" (https://buero-viavai.eu/podcast-italo-tedesco-de-ok/) zu finden, bei dem sowohl die italienische als auch die deutsche Sprache verwendet werden, um rezeptive Sprachkompetenzen zu fördern und gleichzeitig gesellschaftsrelevante Inhalte zu vermitteln. Die Konzeption eines deutsch-italienischen Podcasts basierend auf Pedagogical Translanguaging bietet dazu neue Einsatzmöglichkeiten im Unterricht.
Unter dem Projektnamen "PluriPodS - Plurilinguismo in Podcasting für den Sprachunterricht" findet daher wissenschaftliche Begleitforschung zu dem mehrsprachigen Podcastprojekt statt. In einer explorativen Kleingruppenstudie wurden im Mai 2023 qualitative Interviews erhoben und inhaltsanalytisch ausgewertet. Weitere Erhebungen sind in Vorbereitung. Zudem wurden konkrete Didaktisierungsvorschläge mit einem besonderen Fokus auf Mediationskompetenzen im Fremdsprachenunterricht, die zwischen 2023 und 2024 an vier italienischen Universitäten erprobt wurden.
In Zusammenarbeit mit:
Dr. Ina Lammers, Universität Duisburg-Essen
Anna Nissen, Universität Mailand
Publikationen:
Triulzi, Marco, Nissen, Anna, Lammers, Ina (2024): Podcasts im mehrsprachigkeitsorientierten Fremdsprachenunterricht: Didaktische Erprobung des deutsch-italienischen Podcasts Überall Konfetti für den universitären DaF-Unterricht. In: GLF German as a foreign Language Journal 3/2024, S. 87-107. Online unter: http://gfl-journal.de/article/podcasts-im-fremdsprachenunterricht/
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Albanisch im Kontakt. Horizontaler Transfer und Identitätsstiftung in der Mehrsprachigkeitspraxis
Albanischsprachige Gemeinschaften (meist aus Kosovo und aus Mazedonien) zählen seit den 1980er Jahren zu den größten Migrationsgruppen in der Schweiz und bilden auch eine größere Gruppe in Deutschland. Über die Sprache und das sprachliche Verhalten dieser mittlerweile mehrere Generationen umfassenden Sprechergemeinschaft ist noch wenig bekannt.
Der Vergleich der Herkunftssprachsituation von Albanischsprechenden in der Schweiz und Deutschland erlaubt es, die Relevanz der soziokulturellen Hintergründe für sprachliche Praxis, Identitätskonstruktion und das Entstehen unterschiedlicher Arten von Kontaktvarietäten zu evaluieren.
Beide Sprechergruppen sind hinsichtlich zeitlicher Tiefe und Herkunftsvarietät vergleichbar, unterscheiden sich jedoch in Details der soziokulturellen Einbettung.
Förderung der deutschen Minderheit in Ungarn
Das Projekt dient der Verbesserung der pädagogisch-didaktischen Ausbildung und Erweiterung der sprachlichen und kulturellen Kenntnisse ungarischer Studierender und Promovierender. Der Schwerpunkt der Förderung richtet sich dabei auf deutsche Minderheiten in Ungarn. Das Germanistische Institut an der ELTE-Universität in Budapest bietet als eine der wenigen Hochschulen Ungarns den Studiengang „Deutsch als Minderheitensprache“ an und zielt auf die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte an deutschsprachigen Schulen in Ungarn.
Frau Prof. Elisabeth Knipf-Komlósi und Frau Dr. Márta Müller (Netzwerk Mehrsprachigkeit), Germanistisches Institut der ELTE-Universität, forschen seit Jahrzehnten zum Sprachgebrauch deutscher Minderheiten in verschiedenen Regionen Ungarns (etwa Mehrsprachigkeit, Sprachkontaktforschung, Soziolinguistik, Language attrition). „Deutsche Minderheiten im Ausland“ bilden ebenfalls einen Forschungsschwerpunkt von Frau Prof. Claudia Maria Riehl, Leiterin des Instituts für Deutsch als Fremdsprache (DaF) an der LMU München. Diese gemeinsamen Forschungsinteressen befördern eine langjährige und enge Kooperation der beiden Institutionen, die nicht zuletzt maßgeblich durch den DAAD ermöglicht wird: Seit 2014 arbeiten das DaF-Institut der LMU und das Germanistische Institut der ELTE im Programm „Förderung der deutschen Minderheit in Ungarn“ äußerst erfolgreich zusammen.